Susanne Bock

13. Mai 1920 in Wien / 30. Juli 2022 in Wien
geb. Hakl, gesch. Lipscher, verw. Bock

YA-Sympathisantin in GB,
Krankenschwester, Autorin

Foto Susanne Bock, Wien, 1947;
Q.: Young Austria Dokumentation

 

 



Wir danken ihr für die Möglichkeit der Abfotografie oder Scans ihrer vielen Bilder und Einblicken in ihr Leben - festgehalten im Young Austria Buch.


Mag.a Dr.in Susanne Bock

Unser Ehrenmitglied ist 2022 im 103. Lebensjahr verstorben.

Susanne Bock, geb. Hakl wurde im Mai 1920 in Wien geboren, wo sie im Juli 2022 verstarb.

In den 1930er Jahren ist sie Mitglied bei den Roten Falken, wie ihre älteste Freundin Fanni Grossmann. Flucht über Mailand ins britische Exil, dort nimmt sie als Sympathisantin der Jugendgruppen von Young Austria in London und Oxford an einigen Aktivitäten teil und bleibt Sozialistin.

Sie wirkt ua. als Hilfskrankenschwester und so gegen das NS-Regime und lebt an verschiedenen Orten. 1940 heiratet sie den Spanienkämpfer Ivan Lipscher aus der Slowakei, der als Soldat innerhalb der Britischen Streitkräfte dient. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrt sie über die Slowakei, zu ihrem Jugendfreund Wolfgang Bock zurück. Die beiden heiraten 1949 und 1954 kommt ihr Sohn zur Welt.

Der Kontakt zu Young Austrians und früheren Rote Falken-Mitglieder ist nach dem großem Wiedersehenstreffen 1988 (Wr. Rathaus) verstärkt.

Susanne arbeitet u.a. in Wien als Lektorin der britischen Nachrichtenagentur, 1947 American Jewish Joint Distribution Committee, 1951 El Al Fluglinie, 1953 als Geschäftsfrau Sport- u. Spielwaren, danach keramische Wand- u. Bodenbeläge und studiert als Pensionistin erfolgreich.
1993 schließt sie das Studium der „Angewandten Sprachwissenschaft“ mit dem Doktorat ab.

In Wien nutzt sie ihren antifaschistischen Geist mit der Feder als Autorin weiter und veröffentlicht drei Bücher (2 autobiografische u. 1 Jugendbuch). Sie unterstützt hochbetagt Gedenkprojekte, spricht als Zeitzeugin vor Jugendlichen und Erwachsenen - auch am Heldenplatz.

Die Ernennung von Susanne Bock zum KunstPlatzl-Ehrenmitglied erfolgte am 20. Jänner 2019.

Susanne bleibt uns immer als Förderin und Mitinitiatorin unserer Young Austria-Dokumentation (mit Informationen, Bild- und Textbeiträgen und einige Übersetzungen) in guter Erinnerung. Sie unterstützte auch unsere Doku über Frauen in der Résistance. Ihre Tante Marianne Weiss war in Frankreich eine Résistancekämpferin,

Ihren 100. Geburtstag und später im Mai 2022 sogar ihren 102. Geburtstag konnten wir noch gemeinsam feiern.

Wir bedauern den Verlust von Susanne Bock. Sie bleibt unvergessen!

 

Zur Erinnerungskultur zählt auch diese Homepage,
sie bietet die
Möglichkeit einen Brief an Susanne Bock zu veröffentlichen:
https://www.susannebock.at

Aus dem Young Austria Buch, Wien 2014,
Susanne Bock, S. 76 ff

Für die Generation unserer Kinder muss ich sagen: Sie tun mir eigentlich sehr leid. Nämlich das, was uns in den nächsten hundert Jahren bevorsteht – wirtschaftlich, geschichtlich, materiell – sieht alles sehr hässlich aus.
Es wird keinerlei echte Sicherheit geben – keine verlässliche Zukunft – und wenn es so weiter geht, wird man weder für die Alten noch für die Jungen vorsorgen. Es müsste sich ungeheuer viel in dieser Richtung ändern, es müsste von unten und von oben kommen, es müsste irgendwo zusammentreffen, damit ein neuer Weg aufgezeigt wird. Aber weltweit! Denn Wien ist nicht Österreich und Österreich ist nicht die ganze Welt. Nur weltweit könnte sich das ganze System zum Besseren verändern.

YOUNG AUSTRIA.
ÖSTERREICHERiNNEN IM BRITISCHEN EXIL 1938-1947.
Für ein freies, demokratisches und unabhängiges Österreich.

Sonja Frank (Hg.):
Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft
Wien 2014. 632 S.
ISBN 978-3-901602-55-9

Young Austria.
Austrians in British Exile 1938 - 1947.
For a free, democratic and independent Austria.

by Sonja Frank

Verlag der Theodor Kramer Gesellschaft
Wien 2015. 196 S.
ISBN 978-3-901602-61-0.



Susanne Bock (geb. Hakl)
als Krankenschwester in England in den 1940er Jahren,
© Abfotografie Sonja Frank für die Young Austria Dokumentation




Susanne Bock, Wien 2010.
© Fotografie Sonja Frank

 

Autorin seit 1999
YA-Buch, Seite 78:

Die Einleitung ihres Buches
„Mit dem Koffer in der Hand”
lautet:

Ich widme diese Aufzeichnungen all jenen, die durch den "Anschluss" Österreichs vertrieben wurden, die weder vor der Vertreibung berühmt, prominent, reich oder besonders begabt waren und um die sich daher nach dem Zweiten Weltkrieg kaum irgend jemand besonders gekümmert hat, eben weil sie auch dann weder besonders berühmt, erfolgreich oder sonst bemerkenswert geworden waren. Sie wurden nach Ende des Krieges nicht bevorzugt, ja nicht einmal gut behandelt, ihren Nöten begegnete man mit Unverständnis, sie wurden ignoriert oder ins Lächerliche gezogen.

Weder wurden sie Ehrenbürger, noch verlieh man ihnen Orden, Medaillen oder Ehrendoktorate. Warum denn auch? Bei ihnen, diesen unbedeutenden, wenig bemerkenswerten Menschen, war es unnötig auch nur zu bedauern, dass sie Österreich verloren gegangen waren.

Susanne Bock, geb. Hakl im britischen Exil mit Austrian Centre Mitglieder,
links mit Gitarre in Oxfordshire, frühe 1940er Jahre

© Abfotografie Sonja Frank

Am 31. März 2019 präsentierten wir am Max-Winter-Platz 23 Heinz Granzers Filmaufnahmen im Bezirksmuseum Hietzing von 2011 "Susanne Bock" , wo sie vor SchülerInnen als Zeitzeugin sprach; zusammengestellt als Kurzfilm von Martin Frank.

Teile dieser Aufnahmen sind auf der DVD der 2. erw. u. verb. Auflage des
Young Austria Buches von 2014 enthalten.



Susanne Bock (r.) mit KunstPlatzl-Mitglieder
u. Bez.vorsteherin Uschi Lichtenegger, März 2019
© Verein KunstPlatzl

Drei Bücher von Susanne Bock
sind u.a. in Wr. Bibliotheken erhältlich:

1.
Heimgekehrt und fremdgeblieben.
Literaturhaus Leseprobe

Passagen-Verl., 1999.
ISBN: 9783851653434

2.
Mit dem Koffer in der Hand.
Leben in den Wirren der Zeit 1920-1945.


Vier-Viertel VLG, 2003
ISBN: 9783902141088

Als junges Mädchen aus assimiliertem jüdischen Elternhaus in Wien musste sie nach dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland nach England fliehen, die Trennung von Familie und Freunden, der Verlust von Sprache und Heimat – tragische Erfahrungen während der Kriegszeit prägen ihre Geschichte.

3. Jugendbuch
Geschichte einer Integration
(mit Illustrationen von Alice Frank)

Morawa Lesezirkel, 2017
ISBN: 9783990577103

Geschichte eines jüdischen Jungen aus Wien, der vom Transport ins Vernichtungslager (Maly Trostinec) abspringt. Von einer einfachen Familie polnischer Bauern aufgenommen, erlebt er mit ihnen die Mühen der Kriegsjahre. Voll integriert wird aus Peter bald Pjotr.

Wir gratulierten zum 100. Geburtstag und im Mai 2022 zum 102. Geburtstag!!!



© Verein KunstPlatzl, 2020

Susanne Bock © Verein KunstPlatzl

Fotos von Young Austria Freunden und KunstPlatzl-Freunde, Wien, 13. Mai 2020, © Verein KunstPlatzl

Weiterführende Links:

Ehrenmitglied ÖGE

Buchpräsentation: Peter sprang und Pjotr überlebte:
Geschichte einer Integration
13.6.2017

Österreichische Pension f. jüd.Vertriebene;
Zeitzeugin Dr.in Susanne Bock
15.10.2017

IKG Wien, Erzählen über Exil,
Integration und Rückkehr
7.12.2017

 

Rottuchverleihung Susanne Bock: 26.3.2018

Bezirksblatt
Ein Leben auf der Flucht
: 6.3. 2018

Rede zur Befreiung von Auschwitz,
Heldenplatz, Wien
27.1.2020

Wina „Das ist nicht vorbei. Das geht nicht.“

Gedenken an Susanne Bock am 3. Nov. 2022 am Max-Winter-Platz

akt.: Sonja Frank, Juli 2024